Handheld-Konsolen sind in einer breiten Preisspanne erhältlich, von preiswerten Einsteigermodellen bis hin zu kostspieligen Hochleistungsgeräten. Trotz der beeindruckenden Rechenleistung, die diese Geräte heute bieten, enthalten viele lediglich Emulatoren für Nintendo- und Sega-Konsolen. Emulatoren für Commodore-Computer, wie beispielsweise den C64 und den Amiga, sind vergleichsweise selten. Glücklicherweise existiert für zahlreiche Konsolen eine Custom Software, die die Installation zusätzlicher Emulatoren und Funktionen ermöglicht, wie beispielsweise bei der Trimui Smart Pro Konsole. Dieses Gerät ist mit einem Open-Source-Linux-Betriebssystem ausgestattet, das eine individuelle Anpassung erlaubt. Die technischen Spezifikationen sind ebenfalls bemerkenswert und ausreichend, um alle Commodore-Computer zu emulieren. Diese Anleitung erläutert die Installation einer neuen Software mit einem umfassenden Angebot an Emulatoren.
Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Bei der Nutzung des SD Memory Card Formatters ist Vorsicht geboten, um ein versehentliches Überschreiben des falschen Laufwerks zu vermeiden. Es wird empfohlen, eine Sicherungskopie aller auf der SD-Karte gespeicherten Daten zu erstellen.
- Während des Firmware-Aktualisierungsprozesses darf die Konsole nicht ausgeschaltet und die SD-Karte darf nicht entfernt werden.
- Die SD-Karte sollte ausschließlich bei ausgeschalteter Konsole in den SD-Slot eingesetzt oder entnommen werden.
- Für Schäden, die direkt oder indirekt aus dieser Anleitung entstehen, wird keine Haftung übernommen.
Wieso das Trimui Smart Pro?
Obwohl es für dieses Projekt alternative Konsolen gibt, habe ich mich aufgrund des günstigen Preises von ca. 60€ und der ausreichenden Leistung für dieses Gerät entschieden. Das Gerät ist in bekannten Onlineshops sowohl mit als auch ohne SD-Karte erhältlich, wobei die Variante ohne SD-Karte kostengünstiger ist. Die neue Software wird ausschließlich auf die SD-Karte kopiert, sodass eine modifizierte Firmware nicht erforderlich ist.
Technische Daten:
CPU Allwinner A133 Plus 1.8GHz
GPU Imagination PowerVR GE8300 660MHz
Display 720x1280, IPS
OS Linux
1 GB RAM
8GB EMMC
WLAN 802.11 b/g/n + Bluetooth
Akku 5000 mAh
2 x USB-C (1 x Lade-Port + OTG)
RGB dual Ambient light
Die SD-Karte formatieren
Vor der Installation von CrossMix OS ist eine Formatierung der SD-Karte erforderlich. Hierfür wird ein USB-SD-Kartenleser benötigt. Beachte, dass durch die Formatierung alle Dateien auf der Karte gelöscht werden. Für den Formatierungsprozess stehen verschiedene Tools zur Verfügung, darunter der „SD Memory Card Formatter“, der hier heruntergeladen werden kann. Installiere das Programm, wähle die entsprechende SD-Karte aus und führe die Formatierung durch.
Zunächst ist die Aktualisierung der Firmware erforderlich. Eine Installation der CrossMix OS Software ohne vorherige Firmware-Aktualisierung würde eine Warnmeldung auslösen. Es wird die offizielle Firmware für den Trimui Smart Pro verwendet, welche unter folgendem Link verfügbar ist: github.com. Lade das Archiv herunter und entpacke es. Im Archiv befindet sich eine Datei mit der Endung .awimg, welche in das Hauptverzeichnis der SD-Karte kopiert werden muss.
Stecke die SD-Karte in den SD-Kartenslot der Konsole und halte gleichzeitig die Tasten für Lautstärke erhöhen und Ein/Aus gedrückt, bis die Konsole startet. Es sollte ein Ladebalken angezeigt werden, der den Ladevorgang der Firmware anzeigt. Dieser Vorgang darf auf keinen Fall unterbrochen werden.
Crossmix OS Installation
Die SD-Karte wird erneut in das Kartenlesegerät des PCs eingesetzt, um die CrossMix OS Software zu übertragen. Die CrossMix OS Software kann hier heruntergeladen und das Archiv entpackt werden. Anschließend werden alle enthaltenen Dateien in das Hauptverzeichnis der SD-Karte kopiert.
Damit ist die Installation von CrossMix OS abgeschlossen. Für die Nutzung werden jedoch noch ROMs sowie einige Spiele benötigt.
Kickstart ROMs
Für die Amiga-Emulation sind zusätzlich Kickstart-Images erforderlich. Diese Images sind zwar im Internet verfügbar, unterliegen jedoch dem Urheberrecht. Um sie legal zu erhalten, bestehen verschiedene Möglichkeiten:
Es werden mindestens die Kickstart-Images des Amiga 500 und des Amiga 1200 benötigt. Um eine korrekte Erkennung durch CrossMix OS sicher zu stellen, sollten die Dateien umbenannt werden. Dies ist zwar nicht zwingend erforderlich, verhindert jedoch die Fehlermeldung, dass die Kickstart-Datei nicht gefunden werden konnte. Die Umbenennung der Kickstart-Images erfolgt wie folgt:
Kickstart Amiga 500 -> kick34005.a500
Kickstart Amiga 1200 -> kick40068.A1200
Auch ohne Umbenennung können wir die Kickstart-Images später über die grafische Benutzeroberfläche auswählen. Wir kopieren alle Kickstart-Images in das BIOS-Verzeichnis auf der SD-Karte.
Spiele auf die SD-Karte kopieren
Zum Testen der neu installierten Software werden einige Spiele benötigt. Empfehlenswert sind hierbei Titel, die auf verschiedenen Commodore-Computern, wie beispielsweise dem Amiga, C64, C16, VIC-20 und PET, laufen. Die Emulation anderer Computersysteme ist ebenfalls möglich. Die Spiele sollten in den entsprechenden Verzeichnissen unter „Roms“ auf der SD-Karte abgelegt werden.
Emulatoren starten
Nach dem Einsetzen der SD-Karte in die Konsole und dem Einschalten sollten die Emulatoren, deren Spiele in den entsprechenden Verzeichnissen abgelegt wurden, sichtbar sein. Bei meinen Tests konnte ich jedoch feststellen, dass einige Emulatoren nicht angezeigt werden. Dieses Problem lässt sich jedoch durch Drücken der Menütaste und Auswahl der Option „Edit“ beheben. Es erscheint nun eine Liste aller verfügbaren Emulatoren. Wähle die gewünschten Emulatoren aus und speichere die Änderungen.
Anschließend kann ein beliebiger Emulator gestartet werden. In der Liste sollten die Spiele zu sehen sein, die dann durch Betätigung der Taste A ausgeführt werden können. Wird die Spieleliste um neue Titel erweitert, sollte diese aktualisiert werden. Im Hauptmenü ist die Menütaste zu betätigen und anschließend die Option „Roms aktualisieren“ auszuwählen. Daraufhin wird nach neu hinzugefügten Spielen gesucht.
Individuelle Konfiguration für jedes Spiel
Nicht alle Spiele erfordern die gleiche Konfiguration. Einige Spiele benötigen mehr Speicher, während andere einen anderen Kickstart benötigen. Glücklicherweise können wir für jedes Spiel eine individuelle Konfiguration speichern. Da wir Zugriff auf RetroArch haben, können wir die Konfiguration nach Belieben ändern und speichern. Diese Einstellungen sind mit dem jeweiligen Spiel verknüpft, sodass sie nicht bei jedem Start neu geladen werden müssen, sondern automatisch beim Laden des Spiels aktiviert werden. Im folgenden Beispiel starten wir ein Amiga-Spiel, erhöhen den virtuellen Speicher und speichern die Einstellungen. Die Vorgehensweise ist wie folgt:
- Drücke die Menütaste.
- Wähle “advanced menu“.
- Wähle “Core options -> System” aus der Retro Arch Liste.
- Hier können die Eigenschaften des emulierten Systems geändert werden.
- Gehe mit der B-Taste zurück und wähle “Manage core options”.
- Mit “save game options” werden die Einstellungen für dieses Spiel gespeichert.
Die gespeicherten Optionen können jederzeit angepasst werden. Sollte der Kickstart, wie zuvor erwähnt, umbenannt worden sein, sollte keine Warnung bezüglich fehlender Kickstarts erscheinen. Es ist jedoch jederzeit möglich, einen individuellen Kickstart auszuwählen. Dieser wird, wie oben dargestellt, in den Eigenschaften des emulierten Systems konfiguriert.
Tastenbelegung
In den Standardkonfigurationen von RetroArch sind die Tasten der Konsole bereits voreingestellt. Für die Emulation von Commodore-Systemen ist die Tastenbelegung wie folgt definiert.
- D-Pad - Joystick Auf, Ab, Links, Rechts
- B-Taste - Feuer
- Menu - Menü für erweiterte Optionen
- Select - Aktiviert die Bildschirmtastatur
- Analog-Sticks - Maussteuerung
- L2 + R2 - Maustasten
Die Tastenbelegung ist selbstverständlich anpassbar.
- Drücke die Menütaste.
- Wähle “advanced menu“.
- Wähle “Controls -> Port (1 or 2)” aus der Retro Arch Liste.
- Hier können die Eigenschaften des emulierten Joysticks geändert werden.
- Gehe mit der Taste B zurück und wähle “Manage Remap Files”.
- Mit “Save Game Remap File” werden die Einstellungen für dieses Spiel gespeichert.
Die gespeicherte Tastenbelegung kann jederzeit modifiziert oder zurückgesetzt werden.
Diskettenwechsel
Viele Spiele benötigen mehrere Disketten. RetroArch bietet daher die Funktionalität, den Diskettenwechsel zu ermöglichen, sobald die Aufforderung zum Wechseln der Diskette angezeigt wird. Im nachfolgenden Beispiel wird die zweite Diskette eines Spiels eingelegt. Im Gegensatz zu den bisherigen Konfigurationen von RetroArch gestaltet sich der Diskettenwechsel leider nicht vollständig intuitiv. Die Disketten müssen in eine Liste eingetragen werden, von der aus der Zugriff erfolgen kann. Ein Diskettenwechsel ohne vorherige Eintragung in diese Liste würde mit einer Fehlermeldung („Failed“) beendet werden.
- Drücke die Menütaste.
- Wähle “Erweitertes Menü“.
- Wähle “Disc Control -> Load New Disc” aus der Retro Arch Liste. “Load New Disc” sollte nur gewählt werden, wenn wir eine Diskette einlegen, die wir noch nicht benutzt haben. Wenn wir wieder aufgefordert werden, eine Diskette einzulegen, die schon einmal im Laufwerk war, müssen wir zuerst die aktuelle Diskette mit “Eject Disc” auswerfen.
Nun sehen wir, dass ein neuer Menüpunkt mit dem Titel „Current Disc Index“ hinzugefügt wurde. Dieser Punkt dient als Verzeichnis der bisher eingelegten Disketten. Aus diesem Verzeichnis kann die gewünschte Diskette ausgewählt und mittels der Funktion „Insert Disc“ eingelegt werden. Wieso ein einfacher Diskettenwechsel so kompliziert gestaltet wurde, ist mir nicht klar.
Savestate aktivieren/deaktivieren
Bei unveränderter Konfiguration von CrossMix OS erfolgt die automatische Speicherung des Spielstands jedes Spiels beim Beenden. Beim erneuten Laden des Spiels wird der Spielstand exakt an der Stelle fortgesetzt, an der er unterbrochen wurde. Diese Funktion kann zwar von großem Nutzen sein, ist jedoch nicht immer gewünscht. Daher besteht die Möglichkeit, diese Funktion zu deaktivieren. Die entsprechende Option befindet sich unter „Apps -> System Tools -> Emulators -> AUTO LOAD STATE“.
Selbst bei deaktivierter Funktion „Auto Load State“ ist es jederzeit möglich, den Spielstand manuell zu sichern und wiederherzustellen. Hierzu ist es erforderlich, während des laufenden Spiels die Menütaste zu betätigen. Anschließend kann der aktuelle Spielstand durch Auswahl der Option „Speichern“ gesichert und bei Bedarf wiederhergestellt werden.
Dot Files Cleaner
Nach dem Kopieren der Spiele von einem Mac auf die SD-Karte fällt auf, dass für jedes Spiel eine zusätzliche Datei mit einem bevorstehenden Punkt erstellt wurde. Um diese Dateien nicht einzeln löschen zu müssen, gibt es eine praktische Funktion. Diese befindet sich unter „Apps -> System Tools -> Tools -> Dot Files Cleaner“.
Nach der Ausführung dieses Tools wird der Benutzer aufgefordert, zu bestätigen, ob eine umfassende Suche nach Dateien mit dem angegebenen Punkt auf der gesamten SD-Karte durchgeführt werden soll. Diese Suche kann eine beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen. Möglicherweise muss die Liste der Spiele durch Auswahl der Option „Refresh Roms“ aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass die gelöschten Dateien vollständig entfernt werden.
CPU übertakten
In meinen Tests konnte ich keine Performance-Einbußen während des Spielens feststellen, da die Trimus Smart Konsole über ausreichende Rechenleistung verfügt. Es besteht jedoch die Möglichkeit, den Systemtakt auf 2 Gigahertz zu erhöhen. Diese Option ist über den Pfad „Apps -> System Tools -> Tools -> CPU - Max“ zugänglich. Es ist zu beachten, dass eine Erhöhung des Prozessortakts zu einer beschleunigten Akkuentladung und einer Systemerwärmung führt. Nach einem Neustart des Systems wird der Prozessortakt automatisch zurückgesetzt.
Zugriff auf den Speicher über WLAN
Um Spiele hinzuzufügen, ohne die Konsole jedes Mal auszuschalten und die SD-Karte in das Kartenlesegerät des PCs zu stecken, können wir die WLAN-Verbindung nutzen. Zunächst muss die Konsole mit dem WLAN verbunden werden. Gehe dazu in die Einstellungen und wähle Wi-Fi. Verbinde dich mit deinem WLAN-Netzwerk. Das WLAN-Symbol sollte in der rechten oberen Ecke angezeigt werden. Bei meinen Tests musste das Passwort bei jedem Neustart der Konsole und nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand erneut eingegeben werden. Stelle sicher, dass sich der PC und die Trimui Smart Pro im selben Netzwerk befinden.
Im nächsten Schritt wird ein SMB-Server aktiviert. Dieser ist unter dem Menüpunkt „Apps - System Tools -> Netzwerk -> SMB“ zu finden. Es besteht die Auswahl zwischen „SMB Server“ und „SMB Server (secure)“. Bei der Auswahl der sicheren Variante ist der Zugriff auf den Konsolenspeicher ausschließlich mit den im Bild rechts dargestellten Zugangsdaten gestattet.
Der Zugriff auf den Speicher der Konsole ist nun von jedem Rechner im Netzwerk möglich. Im Falle von Windows ist folgendes Vorgehen zu empfehlen: Navigiere im Datei-Explorer zum Bereich „Netzwerk“, wo wir einen Server mit dem Namen TSP vorfinden sollten. Durch einen Doppelklick auf diesen Server können wir uns authentifizieren. Nach erfolgreicher Authentifizierung erhalten wir Zugriff auf den internen Speicher sowie auf die SD-Karte. Des Weiteren ist eine Freigabe für den Ordner „Roms“, in dem sich die Spiele befinden, eingerichtet.
Sollte die Freigabe im Netzwerk nicht verfügbar sein, ist eine manuelle Eingabe möglich. Klicke mit der rechten Maustaste auf „Netzwerk“ und wähle anschließend „Netzlaufwerk verbinden“. Gib in das entsprechende Feld „\[IP-Adresse]\Roms“ ein. Nach Eingabe der erforderlichen Anmeldedaten sollte der Inhalt der SD-Karte angezeigt werden. Die neuen Spiele können nun hinzugefügt werden. Aktualisiere die Spieleliste, um die neuen Einträge anzuzeigen.
Schlusswort
Die CrossMix OS Software erweitert die Funktionalität der Konsole um zahlreiche neue Emulatoren und Features, die standardmäßig nicht verfügbar sind. Diese Anleitung stellt lediglich eine Auswahl der wichtigsten Funktionen vor, die für die Nutzung der Konsole erforderlich sind. Für eine umfassende Übersicht der Funktionen der Software wird auf die Wiki-Seite des Github-Projekts verwiesen, welche detailliertere Informationen bietet.

















