Tutorial: Die C64 8k Multi-Cartridge (Teil 2)

Dies ist Teil 2 und die Fortsetzung des Tutorials „Die C64 8k Multicartridge“. Es wird vorausgesetzt, dass alle Schritte des ersten Teils durchgeführt wurden. Im ersten Teil haben wir die Erstellung einer 8 KB Multicartridge für den C64 anhand von im Internet verfügbaren BIN-Images betrachtet. In diesem Teil wird erläutert, wie aus einem C64-Programm oder einer PRG-Datei eine BIN-Datei erstellt wird und wie diese ohne Brennen eines EPROMs getestet werden kann.

PRG in BIN umwandeln

Bei der Auswahl der 8 KB Cartridges sind wir nicht auf die im Netz verfügbaren beschränkt. Programme für den Commodore 64, die aus einer einzigen PRG-Datei bestehen, können wir über einen kleinen Umweg in das BIN-Format konvertieren.

Zunächst wird das Python-Skript „prg2crt.py“ heruntergeladen. Für die Ausführung des Skripts unter Windows ist die Installation der Legacy-Version von Python erforderlich. Anschließend werden „prg2crt“ und die zu konvertierende PRG-Datei (maximal 8 KB) in einem gemeinsamen Verzeichnis abgelegt. Für dieses Beispiel wird das kleine Spiel „Zombie Massacre“ verwendet. In der Eingabeaufforderung (CMD) von Windows wechseln wir nun in dieses Verzeichnis und geben den folgenden Befehl ein.

prg2crt.py Quelldatei.prg Zieldatei.crt

In meinem Beispiel sieht das wie im folgenden Bild aus.


Wir verfügen nun über eine CRT-Datei, die im Emulator verwendet werden kann, jedoch nicht auf unserer Cartridge. Daher ist ein weiterer Schritt erforderlich: Die Konvertierung der CRT-Datei in eine BIN-Datei. Der C64-Emulator VICE beinhaltet ein Programm namens cartconv.exe. Wir öffnen daher erneut die Eingabeaufforderung (CMD) von Windows und wechseln in das Verzeichnis von VICE. Anschließend geben wir folgenden Befehl ein:

cartconv.exe -i [Pfad zur CRT-Datei]\\Quelldatei.crt -o [Zielpfad]\\Zieldatei.bin

In meinem Fall sieht das so aus.


Die resultierende BIN-Datei kann im Emulator getestet und im Anschluss auf das EPROM gebrannt werden.

Cartridge-Images mit VICE testen

Wie bereits erläutert, ist es möglich, die Cartridge-Images vorab im Emulator zu testen. Dies bietet den Vorteil, dass nicht für jeden Test ein EPROM gebrannt werden muss. Der C64-Emulator VICE kann nicht nur mit CRT-Images, sondern auch mit BIN-Images umgehen. Die folgenden Tests wurden mit der SDL2-Version von VICE durchgeführt.

Starte den Emulator (x64sc.exe), wähle die Option "Taste F12 -> Cartridge -> Attach raw image -> generic 8KiB game" und wähle das BIN-Image.


Lade das gewünschte 8K-ROM und prüfe, ob das Programm korrekt ausgeführt wird. Sollte dies der Fall sein, ist eine fehlerfreie Funktion auf dem EPROM unserer Cartridge zu erwarten.


ROMs, die im Kernal-Bereich (E000 - FFFF) liegen müssen (Ultimax-ROMs), sollten ebenfalls im Emulator getestet werden können. Statt "8KiB game image..." muss nur die Option "Ultimax image..." verwendet werden.

Einige Cartridges vorgestellt

Die Konvertierung ist für jede PRG-Datei möglich, sofern diese die maximale Größe von 8 KB nicht überschreitet. Es gibt bereits zahlreiche Images von Cartridges im Internet. Einige davon sind hier aufgelistet:

Amiga Look Modul (Download)

Dieses Modul bietet mehr Spielerei als Nutzen. Es imitiert den Kickstart-Bootbildschirm eines Amigas und lädt die eingelegten Disketten automatisch.


1541 Diagnostic Cartridge (Download)

Wie der Name bereits impliziert, handelt es sich um eine Diagnose-Cartridge für das Diskettenlaufwerk bzw. die Diskette.


TSI Mon (Download)

Dieses Modul umfasst einen Monitor, einen Fastlader und die Funktionstasten sind mit nützlichen Befehlen belegt.


Bis Plus Cartridge (Download)

Eine grundlegende Erweiterung mit zahlreichen nützlichen Befehlen. Eine Auflistung der verfügbaren Befehle finden wir hier: csdb.dk.


Turbo-Macks System 64 (Download)

Ein Monitorprogramm mit integriertem Turbo Tape.


Es gibt zahlreiche weitere ROMs, z.B. hier: www.zimmers.net

EPROMs löschen

EPROMs (Erasable Programmable Read-Only Memory) unterscheiden sich von EEPROMs (Electrically Erasable Programmable Read-Only Memory) dadurch, dass sie nicht elektrisch, sondern mit einem EPROM-Löschgerät gelöscht werden müssen. Dieses Gerät sendet ultraviolette Strahlung in den EPROM, wodurch der Speicher gelöscht und neu beschrieben werden kann. Es existieren verschiedene Löschgeräte, von herkömmlichen UV-Löschern bis hin zu schnellen Blitzlöschern. Für meine Zwecke ist dieser preiswerte EPROM-Löscher ausreichend. 


Der Löschvorgang nimmt in der Regel 10 bis 15 Minuten in Anspruch. Vorher ist die Entfernung einer eventuell vorhandenen UV-Abdeckung des EPROMs erforderlich. Anschließend kann das EPROM erneut beschrieben werden.