GEOS (Graphic Environment Operating System) war ein innovatives Betriebssystem, das den Commodore 64 mit einer grafischen Benutzeroberfläche ausstattete. Während der C64, wie üblich in den 80ern, mittels textbasierte Befehle bedient werden konnte, ermöglichte GEOS eine wesentlich intuitivere und benutzerfreundlichere Bedienung. Anstelle der Verwendung von Textbefehlen bot GEOS die Möglichkeit, visuelle Elemente einzusetzen. Die Umgebung verfügt über Fenster, Symbole und eine Maussteuerung. Für den Commodore 64 wurden verschiedene Versionen von GEOS entwickelt, die jeweils Verbesserungen und neue Funktionen mit sich brachten. Darüber hinaus wurde eine Erweiterung für dieses Betriebssystem namens GEOS Megapatch 3 sowie die Desktop-Erweiterung TopDesk mit zahlreichen Verbesserungen entwickelt. In diesem Tutorial wird die Installation von Megapatch 3 auf dem C64 behandelt.
Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Es wird empfohlen, eine Sicherheitskopie von Disketten-Images zu erstellen, die nicht überschrieben werden sollen.
- Für etwaige Schäden, die sich direkt oder indirekt aus dieser Anleitung ergeben, wird keine Haftung übernommen.
Was wird benötigt?
Zunächst wird natürlich GEOS benötigt. Das Betriebssystem gibt es unter anderem für den Commodore 64. Dabei haben wir die Wahl zwischen D64- und D81-Diskettenimages. In diesem Tutorial werden ausschließlich D81-Images verwendet, da diese wesentlich mehr Speicherplatz bieten. Die D81-Diskette für den C64 kann hier heruntergeladen werden: cbmfiles.com.
Wir benötigen natürlich auch MegaPatch 3 und TopDesk. GEOS MegaPatch 3 wurde häufig zusammen mit TopDesk als Paket vertrieben. Da GEOS MegaPatch 3 und TopDesk jedoch immer getrennte Entwicklungen waren, kann in diesem Zusammenhang nicht von einem Gesamtsystem gesprochen werden. Darüber hinaus ist GEOS MegaPatch 3 mit verschiedenen Desktop-Umgebungen kompatibel. Die beiden Archive „mp33-de.d81.gz“ und „mp3v3e64.d81.gz“ laden wir von der Webseite www.zimmers.net herunter und entpacken sie.
Zuletzt müssen wir noch den Emulator VICE und den Diskettenmanager DirMaster herunterladen. Damit sind die Software-Voraussetzungen erfüllt.
Die Installation
Die Installation von MegaPatch 3 wird im Emulator VICE durchgeführt. Das resultierende Image kann anschließend auf einem echten C64 mit entsprechendem Laufwerk genutzt werden. Zunächst wird der Emulator eingerichtet. Wir starten den Emulator VICE C64 und geben CBM 1581 als Laufwerkstyp für das Laufwerk 8 und 9 an. Die entsprechenden Optionen befinden sich unter "Preferences -> Settings -> Peripheral devices -> Drive".
Im nächsten Schritt werden die Disketten-Images eingebunden. GEOS wird im Laufwerk 8 und MegaPatch (mp33-en.d81) im Laufwerk 9 eingefügt. Die Disketten-Abbilder werden über „Attach disk image -> Drive #“ eingelegt.
Im letzten Schritt wird die REU-Speichererweiterung emuliert. GEOS unterstützt maximal 512 KB, mit MegaPatch werden jedoch bis zu 4 MB erkannt. Deshalb wählen wir in den Einstellungen unter „Preferences -> Settings -> Cartridges -> Ram Expansion Module” 4 MB Speicher aus.
Unter anderem kann der Mauszeiger unter GEOS mit dem Joystick bewegt werden. Im nächsten Schritt wird der Ziffernblock als Joystick-Emulation aktiviert. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, andere Tasten als Joystick zu verwenden. Die entsprechenden Einstellungen sind unter "Preferences -> Settings -> Input devices -> Joystick -> Joystick #1" zu finden.
Nun ist es an der Zeit, GEOS zu booten. Gib den Basic-Befehl LOAD"*",8,1 ein. Damit sollte GEOS starten. Der Ladevorgang wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Wenn die grafische Oberfläche geöffnet wurde, sollten auf der rechten Seite beide Diskettenlaufwerke angezeigt werden. Nach einem Klick auf das Diskettenlaufwerk B sollte eine Meldung angezeigt werden, in der um Bestätigung der Konvertierung der Diskette im GEOS-Format gefragt wird. Wir bestätigen dies mit "Yes". Im Anschluss wird der Inhalt der Diskette angezeigt. Das Fenster zeigt nur einen Teil der Dateien an, die sich auf der Diskette befinden. Um zur nächsten Seite zu gelangen, klicken wir in der unteren linken Ecke des Fensters, bis die Datei "SetupMP_64" angezeigt wird, die anschließend ausgeführt werden muss.
Nun wird der Installationsassistent geladen. Nach einem längeren Ladevorgang wird gefragt, ob die Installation durchgeführt werden soll. Dies bestätigen wir natürlich. Anschließend werden alle verfügbaren Laufwerke angezeigt. MegaPatch wird auf einer leeren Diskette installiert. Dazu wird ein leeres Disketten-Image erstellt und dieses in Laufwerk #8 eingebunden. Klicke im Emulator auf „File -> Create Image and attach an empty disk image…“, wähle einen Speicherort und gib einen beliebigen Dateinamen ein. Wichtig ist, dass „d81” als Image-Typ angegeben wird.
Damit GEOS das soeben angelegte Image erkennt, muss die Laufwerksliste aktualisiert werden. Klicke auf "DISK" und wähle das Laufwerk A als Ziel-Laufwerk.
Als nächstes wählen wir die Option "Complete installation". Auch wenn nicht alle Komponenten benötigt werden, kann die Installation durchgeführt werden, da ausreichend Speicherplatz auf der Diskette zur Verfügung steht. Die Installation wird mehrere Minuten dauern. Nach Abschluss der Installation wird das System überprüft. Dazu nutzen wir den Befehl "Check system-disk".
Im Anschluss wird auf "Continue" geklickt, woraufhin gefragt wird, ob der alte Treiber für die Steuerung beibehalten oder ein neuer installiert werden soll. Durch die Auswahl von "NO" wird der alte Treiber behalten und der Prozess fortgesetzt. Sollte es erforderlich sein, kann der Treiber zu einem späteren Zeitpunkt geändert werden.
Im Anschluss wird eine Meldung angezeigt, die den Abschluss der Installation bestätigt und die Möglichkeit bietet, von der betreffenden Diskette zu booten. Diese Angabe ist jedoch nicht korrekt, da sich auf der Diskette kein Desktop befindet. Die Desktop-Datei befindet sich auf der Diskette mit der Bezeichnung "mp3v3e64.d81" . Es ist jedoch nicht ausreichend, diese Datei einfach auf unsere Diskette zu kopieren, die wir soeben erstellt haben. Zusätzlich muss die Desktop-Datei umbenannt werden, um erkannt zu werden. Für diese Aufgabe wird der Disketten-Image-Manager DirMaster genutzt. Starte DirMaster und öffne damit sowohl das Desktop-Image (mp3v3e64.d81) als auch das Disketten-Image, auf das wir soeben MegaPatch installiert haben.
Kopiere die Desktop-Datei auf die MegaPatch-Diskette, benenne sie in “DESK TOP” um und speichere die Änderungen.
Endlich kann jetzt von der GEOS MegaPatch-Diskette gebootet werden. Wenn alle Schritte korrekt durchgeführt wurden, wird die grafische Oberfläche geladen. Damit ist die Installation abgeschlossen.
Der Betrieb von GEOS Megapatch ist selbstverständlich nicht auf den Emulator beschränkt. Wir können die soeben erstellte Diskette auch auf einem echten C64 testen. Dazu ist ein kompatibles Laufwerk sowie eine Speichererweiterung mit mindestens 192 KB erforderlich. Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, ein echtes C1581-Laufwerk zu verwenden. Eine einfachere Methode wäre die Verwendung eines 1541Ultimate, eines PI1541 oder eines preiswerten SD2IEC.
Tipps
Nun kann GEOS MegaPatch getestet und erkundet werden. Im Folgenden werden einige Tipps vorgestellt, mit denen sich das Betriebssystem noch besser nutzen lässt. Zum einen kann der Desktop in den schnelleren Arbeitsspeicher gelegt werden, sodass er nicht jedes Mal von der Diskette geladen werden muss. Diese Einstellung bleibt nur bis zum nächsten Neustart aktiv. Dazu klickt man auf „opt. RAM TopDesk aktiv”.
Wenn genügend Arbeitsspeicher zur Verfügung steht, kann sogar ein virtuelles Laufwerk erstellt werden. Dazu öffnen wir den GEOS64.Editor auf der Diskette und legen ein zusätzliches RAM-Laufwerk an. Zusätzlich kann ein Häkchen bei „Diskdrivers to RAM” gesetzt werden. Dadurch werden die Laufwerkstreiber in den schnelleren Arbeitsspeicher kopiert. Diese Einstellungen bleiben auch nach einem Neustart erhalten, sofern sie mit SAVE gespeichert werden.
Im Reiter „Memory” sehen wir den belegten Speicher und es kann festgelegt werden, wie viele Programme im Task-Manager geöffnet sein dürfen. Mit dem verfügbaren Speicher sollte es im Emulator keine Probleme geben. Bei einem echten C64 müssen die Einstellungen eventuell angepasst werden.