Das Gotek-Laufwerk ist für viele Amiga-Anwender Standard. Kein lästiges Diskettenwechseln mehr und bequemer Datentransfer vom PC zum Amiga per USB-Stick sind nur zwei der vielen Vorteile eines Gotek-Laufwerks. In dieser Anleitung geht es darum, das Laufwerk Amiga-tauglich zu machen und einige Mods zu installieren.
Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Das USB-A zu USB-A-Kabel darf nur zum Flashen des Gotek-Sticks verwendet werden. Da dieses Kabel nicht standardisiert ist, kann es bei anderen Anwendungen zu Schäden an der Hardware kommen.
- Arbeiten an der Hardware dürfen nur im spannungslosen Zustand durchgeführt werden.
- Vermeide statische Aufladung durch Tragen eines Antistatik-Armbandes.
- Für Schäden, die sich direkt oder indirekt aus dieser Anleitung ergeben, wird keine Haftung übernommen.
Was ist ein Gotek Laufwerk Emulator?
Ein Gotek-Laufwerk-Emulator ist ein Gerät, das herkömmliche Diskettenlaufwerke ersetzt, die häufig in älteren Computern zu finden sind. Es ermöglicht den Benutzern, Software auszuführen oder Dateien von einem USB-Stick anstelle von echten Disketten zu verwenden. Dies ist besonders nützlich für Retro-Computing-Enthusiasten, die Computer erhalten wollen, da Disketten mit der Zeit beschädigt werden. Der Gotek-Emulator kann mit verschiedenen Diskettenabbildern umgehen, was ihn zu einer vielseitigen und praktischen Lösung macht.
Gotek Varianten, MCUs und Firmware-Versionen
Wer glaubt, er könne einfach das nächstbeste Gotek-Laufwerk kaufen und in seinen Amiga einbauen, irrt. Äußerlich gibt es einige Unterschiede zwischen den verschiedenen Varianten. Einige haben eine Öffnung für ein numerisches Display. Das ist nützlich, wenn ein solches Display verwendet werden soll. Auch intern gibt es Unterschiede. Es gibt mehrere Varianten der MCU. Je nach Variante wird die Firmware unterschiedlich geflasht. Manche sind sogar für die Floppy-Emulation ungeeignet. Und als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, gibt es auch noch drei verschiedene Firmware-Varianten. Es gibt viele Amiga-Shops, die bereits vorkonfigurierte und mit Mods versehene Gotek-Laufwerke verkaufen, aber das hat natürlich seinen Preis.
Viele neue Gotek- Laufwerke sind mit einer Artery MCU ausgestattet. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Diese MCU/Gotek-Varianten sollten vermieden werden:
- AT32F415 (nur 32 KB SRAM)
- CH32F103 (bisher nur in schwarzem Gehäuse ohne Display und Tasten und PCB-Modell SFRC922D gefunden).
- Gotek mit USB statt Floppy-Header
Ab Frühjahr 2021 wird der bisher verwendete Mikrocontroller STM32F105 aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen durch den Artery AT32F415 ersetzt. Der größte Nachteil dieses Chips ist sein kleiner SRAM-Speicher von 32kB, der es schwierig macht, bestimmte Operationen wie das Formatieren von Tracks und das Schreiben von HFE-Images mit hoher Dichte zuverlässig zu unterstützen. Leider kann man von außen nicht erkennen, welche PCB-Version oder MCU verwendet wurde. In dieser Anleitung wird ein Gotek mit STM32F105 und eines mit Artery MCU geflasht. Es wird die FlashFloppy Firmware verwendet, da diese noch in der Entwicklung ist und kostenlos zur Verfügung steht. Es gibt zwei verschiedene Methoden, die Firmware zu flashen, DFU und UART. Beide werden hier für die Betriebssysteme Windows, Linux und MacOS gezeigt.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird in diesem Teil des Tutorials nur die DFU-Methode und im zweiten Teil die UART-Methode vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis dieser Anleitung (Teil 1)
- Vorbereitungen für das flashen der Firmware (DFU)
- Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (Windows)
- Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (MacOS)
- Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (Linux)
- Gotek mit STM32 MCU flashen - DFU (Windows)
Vorbereitungen für das flashen der Firmware (DFU)
Die DFU-Methode ist die einfachste Methode zum Flashen der Firmware. Dazu benötigt man nur ein USB-Kabel und die entsprechende Software. Es wird jedoch ein nicht standardisiertes USB-A zu USB-A-Kabel benötigt.
Achtung: Dieses Kabel darf nur zum Flashen des Gotek-Sticks verwendet werden. Da dieses Kabel nicht standardisiert ist, kann es bei anderen Anwendungen zu Schäden an der Hardware kommen.
Das Gotek-Laufwerk wird normalerweise ohne Pin-Header geliefert, aber wir benötigen ihn. Das heißt, wir müssen ihn nachrüsten. Außerdem brauchen wir mindestens einen Jumper und für das Gotek STM32 eine Female-Female Dupond-Brücke.
Nur für Windows und nur für Artery MCU: Wenn Windows einen Treiber benötigt, um das Laufwerk zu erkennen, kann dieser hier verwendet werden: Suche nach “In-System-Programming tool supporting AT32 MCU”, entpacke das ZIP-Archiv, und installiere den Treiber der sich im Ordner “Artery_DFU_DriverInstall” befindet.
Nur STM32: Das STM32 Gotek wurde zumindest bei mir unter Windows 10 ohne weitere Treiber erkannt.
Beachte, dass das Laufwerk vom Betriebssystem nur erkannt wird, wenn die Jumper entsprechend gesetzt sind. Weitere Informationen finden wir weiter unten in dem entsprechenden Abschnitt.
Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (Windows)
Spätestens jetzt sollte das Laufwerk über das USB-Kabel mit dem Windows-Rechner verbunden sein. Wir benötigen die Firmware, die wir auf die MCU flashen wollen. Diese finden wir hier: github.com/keirf/flashfloppy. Lade die aktuelle Version herunter und entpacke das ZIP-Archiv. Die benötigte Firmware befindet sich im Ordner “hex” und heißt “flashfloppy-at435-[VERSION].hex” bzw. “flashfloppy-at415-st105-[VERSION].hex”, je nachdem ob ein Artery AT435 oder AT415 im Gotek-Laufwerk eingebaut ist.
Ein Jumper muss auf J3 gesteckt werden, wie in der folgenden Abbildung gezeigt.
Lade dann das Flash Tool herunter. Suche nach “In-System programming tool supporting AT32 MCU” unter folgendem Link: www.arterychip.com. Lade das Archiv herunter, entpacke es und starte das Tool “ArteryISPProgrammer.exe”. Als erstes ändern wir die Sprache auf Englisch und geben “USB DFU” als Schnittstelle an. Siehe folgendes Bild.
Im nächsten Schritt aktivieren wir die Option “Enable/Disable protection”. Dies sollte nur notwendig sein, wenn das Gotek-Laufwerk zum ersten Mal geflasht wird.
Anschließend klicken wir auf “Next” bis wir zu den Flash-Einstellungen kommen. Hier wählen wir die Option “Download to Device” und mit “Add” fügen wir die Firmware-Datei hinzu.
Außer der Checkbox “Verify after Download” sollte nichts aktiviert sein. Die Meldung, dass kein Leseschutz aktiviert ist, kann getrost ignoriert werden. Wenn der Flash-Vorgang nun mit einem Klick auf “Next” gestartet wird, sollte nach einer kurzen Wartezeit die Erfolgsmeldung erscheinen.
Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (MacOS)
Für MacOS gibt es ein kleines Kommandozeilentool, das mit zwei Befehlen alles erledigt. Es heißt “dfu-util”. Die Installation erfolgt über Brew. Brew ist ein Paketmanager für macOS (und Linux), der die Installation von zusätzlicher Software zu den standardmäßig installierten Anwendungen erheblich vereinfacht. Falls Brew noch nicht installiert ist, muss es zuerst installiert werden. Öffne das Terminal und gib folgenden Befehl ein.
/bin/bash -c "$(curl -fsSL https://raw.githubusercontent.com/Homebrew/install/HEAD/install.sh)"
Anschließend installieren wir dfu-util.
brew install dfu-util
Ein Jumper muss auf J3 gesteckt werden, wie in der folgenden Abbildung gezeigt.
Das Gotek-Laufwerk muss nun über das USB-Kabel mit dem Mac verbunden werden. Im Terminal geben wir folgende Befehle ein. Der erste hebt den Leseschutz auf und der zweite schreibt die neue Firmware. Die Pfade müssen natürlich angepasst werden.
sudo dfu-util -a 0 -s :unprotect:force -D dfu/flashfloppy-[VERSION].dfu
sudo dfu-util -a 0 -D dfu/flashfloppy-[VERSION.dfu
Der erste Befehl muss nur eingegeben werden, wenn ein Gotek-Laufwerk zum ersten Mal geflasht wird.
Gotek mit Artery MCU flashen - DFU (Linux)
Für Linux gibt es das gleiche Kommandozeilentool dfu-util wie für MacOS. Das Tool kann mit einem einfachen Befehl im Terminal installiert werden.
sudo apt install dfu-util
Ein Jumper muss auf J3 gesteckt werden, wie in der folgenden Abbildung gezeigt.
Das Gotek-Laufwerk muss nun über das USB-Kabel an den Linux-Computer angeschlossen werden. Im Terminal geben wir folgende Befehle ein. Der erste hebt den Leseschutz auf und der zweite schreibt die neue Firmware. Die Pfade müssen natürlich angepasst werden.
sudo dfu-util -a 0 -s :unprotect:force -D dfu/flashfloppy-[VERSION].dfu
sudo dfu-util -a 0 -D dfu/flashfloppy-[VERSION.dfu
Der erste Befehl muss nur eingegeben werden, wenn ein Gotek-Laufwerk zum ersten Mal geflasht wird.
Gotek mit STM32 MCU flashen - DFU (Windows)
Gehen wir davon aus, dass das USB-Kabel mit dem Gotek-Laufwerk verbunden und an den Computer angeschlossen ist. Natürlich brauchen wir die Firmware, die wir auf dem MCU flashen wollen. Diese finden wir hier: github.com/keirf/flashfloppy. Lade die aktuelle Version herunter und entpacke das ZIP-Archiv. Die benötigte Firmware befindet sich im Ordner “hex” und heißt “flashfloppy-at415-st105-[VERSION].hex” für das Gotek mit STM32 MCU.
Ein Jumper und eine Dupontbrücke (Buchse-Buchse) sind wie in der folgenden Abbildung gezeigt zu setzen.
Glücklicherweise gibt es ein Tool, das unter Windows läuft. Das Tool heißt STM32CubeProgrammer und kann von www.st.com nach einer Registrierung heruntergeladen werden. Als nächstes installieren wir das Programm und führen es aus. Auf der rechten Seite des Programms wählen wir USB als Übertragungsmethode.
Um zu testen, ob wir alles richtig gemacht haben, klicken wir auf “Read”. Dadurch sollte der aktuelle Inhalt der MCU ausgelesen werden. Wenn keine Fehler aufgetreten sind, öffnen wir die FlashFloppy Firmware mit einem Klick auf “Open File”. Hier die entsprechende Firmware auswählen und auf “Download” klicken. Die Firmware sollte jetzt geflasht werden.
Hinweis: Bei Gotek-Laufwerken, die zum ersten Mal geflasht werden, kann es erforderlich sein, die Checkbox “Read unprotect (MCU)” zu aktivieren.