Retro Review: Amiga Action Replay

Das Action Replay ist ein vielseitiges Modul, das für eine Vielzahl von Systemen entwickelt wurde, darunter Amiga, C64 und zahlreiche Sega- und Nintendo-Konsolen. Ein Action Replay war auch für den PC erhältlich. Hergestellt wurden die Module von Datel, einem britischen Unternehmen, das auch heute noch aktiv ist.

Was ist das Action Replay

Das Action Replay ist vielen Spielern vor allem wegen der zahlreichen Cheats bekannt. Diese Codes ermöglichen es den Spielern, sich Vorteile im Spiel zu verschaffen, wie z.B. zusätzliche Leben oder Energie. Das Modul bietet aber weit mehr als nur Cheatcodes. Die Funktionen sind äußerst vielfältig, weshalb hier nicht alles im Detail aufgeführt werden kann. Zusammengefasst bietet das Action Replay MK III für den Amiga folgende Funktionen:
  • Speichermanipulation - um sich Vorteile im Spiel zu verschaffen
  • Spiel-Codes - um eine bestimmte Speicherstelle im Spiel zu verändern
  • Geschwindigkeit reduzieren - um schnelle Spiele zu verlangsamen
  • Speichern und Laden des aktuellen Speicherinhalts
  • Bootselector - Vom gewünschten Laufwerk booten
  • Virus Test
  • Zahlreiche CLI-Programme
  • Kopierprogramm
  • Disketten Verschlüsselung
  • Autofire
  • Musik Ripper
  • und vieles mehr...

Zugriff auf Speicher und Datenträger

Steckt man das Action Replay für den Amiga 500 in den seitlichen Erweiterungsport und schaltet den Rechner ein, passiert zunächst nicht viel. Die grafische Benutzeroberfläche des Moduls wird erst sichtbar, wenn der Freezer-Knopf gedrückt wird. Dadurch gelangt man direkt in den Befehlsbildschirm.


Von hier aus hat man vollen Zugriff auf Speicher und Datenträger. Dateien können wie unter AmigaOS über die Kommandozeile verwaltet werden. Außerdem ist es möglich, Bilder und Tracker-Tunes aus dem Speicher zu extrahieren.

Der Trainer

Eine der beliebtesten Funktionen des Action Replay ist der Trainer. Diese Funktion durchsucht den Speicher eines laufenden Spiels, um herauszufinden, welche Speicherbereiche sich ändern, wenn die Anzahl der Leben oder Energiepunkte sinkt. Auf diese Weise kann der Spieler den Speicherstatus des entsprechenden Bereichs zurücksetzen und erhält so unendlich viele Leben.

Im folgenden Beispiel wurde das Spiel "Rick Dangerous" geladen und gleich zu Beginn der Trainer mit dem Befehl TS 6 gestartet, was bedeutet, dass der Spieler mit 6 Leben beginnt. Nach dem Verlust eines Lebens wird der Vorgang wiederholt, diesmal jedoch mit dem Befehl T 5, wobei festgestellt wird, dass sich nur ein Speicherbereich von 6 auf 5 geändert hat. Mit dem Befehl TFD [Speicheradresse] wird nun die Subroutine, die für diese Subtraktion verantwortlich ist, deaktiviert.


Dies funktioniert nicht immer einwandfrei. Aber da wir jetzt die Adresse kennen, können wir sie manuell im Monitor mit M [Speicheradresse] ändern. So können wir die Anzahl der Leben beliebig erhöhen.


Es kann jedoch vorkommen, dass die richtige Adresse nicht sofort gefunden wird. Manchmal werden mehrere Adressen angezeigt, in denen die gesuchte Ziffer wechselt. In solchen Fällen ist es notwendig, die Suche fortzusetzen, bis nur noch eine Adresse übrig bleibt. Alternativ können auch mehrere Adressen getestet werden.

Das System drosseln

Die Drosselung des Systems kann helfen, besonders anspruchsvolle Spiele leichter zu bewältigen. Mit dem Drehregler am Action Replay kann genau dies erreicht werden. Durch Drehen des Reglers wird das System fast bis zum Stillstand abgebremst. Diese Methode funktioniert jedoch nicht bei allen Spielen.

Systemeinstellungen

Die Anzahl der Möglichkeiten scheint unendlich. Immer wenn man glaubt, alles gesehen zu haben, taucht etwas Neues auf. Im Kommandozeilenmodus kann man sich durch Drücken der Funktionstaste F3 zusätzliche Optionen anzeigen lassen, die man bequem mit der Maus anpassen kann. Dazu gehören die Speicherkonfiguration, ein Virentest, der Boot-Selector, der DiskCoder, die Megastick-Funktion und vieles mehr. Die meisten dieser Funktionen sind intuitiv und leicht verständlich.

Megastick-Funktion

Die Megastick-Funktion ist besonders für Spieler interessant, da sie die Belegung der Joystick-Tasten ermöglicht. So können beispielsweise die WASD-Tasten belegt werden, wodurch der Joystick auch in Spielen verwendet werden kann, die dies nicht von Haus aus unterstützen. Ebenso kann eine Taste als Feuerknopf definiert werden. Die entsprechenden Optionen können im Kommandozeilenmodus mit dem Befehl megastick aufgerufen werden. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, die Auto-Fire Funktion für beide Joysticks zu aktivieren und die Feuerrate individuell anzupassen. Dazu navigieren wir in das Menü, das über die Funktionstaste F3 aufgerufen wird.

Weitere Funktionen

Mit der Version MK III wurde ein weiteres Kopierprogramm eingeführt, das sich durch eine ansprechende grafische Benutzeroberfläche auszeichnete. Ein typisches Kopierprogramm dieser Zeit ist der BURST NIBBLER, der bereits vor der Veröffentlichung des Action Replay MK III erhältlich war. Ein wesentlicher Vorteil des Nibblers ist die Fähigkeit, sowohl MS-DOS- als auch Atari-Disketten zu kopieren. Das Programm kann entweder durch Eingabe von Burst oder durch Drücken der linken Maustaste während des Systemstarts geladen werden. Es ist jedoch zu beachten, dass das Beenden des Programms zu einem Systemabsturz führen kann, was auch im Handbuch bestätigt wird.


Wir haben bisher nur einen ersten Einblick in die Funktionsvielfalt des Action Replay erhalten. Das Modul bietet noch viele weitere nützliche Funktionen. Im Kommandozeilenmodus werden alle verfügbaren Befehle angezeigt, sobald die HELP-Taste gedrückt wird.

Action Replay für den Amiga 2000

Der Funktionsumfang des Action Replay für den Amiga 2000 ist identisch mit der Version für den Amiga 500, da der Amiga 2000 jedoch keinen seitlichen Erweiterungsport besitzt, muss das Action Replay intern in den CPU-Slot gesteckt werden. Ein nach außen geführtes Flachbandkabel ermöglicht es dem Benutzer, den Freezer-Taster zu betätigen, die Systemgeschwindigkeit anzupassen oder das Modul komplett abzuschalten. Für den Amiga 2000 waren nur die Varianten MK II und MK III erhältlich.


Die Verpackung des Action Replay für den Amiga 2000 deutet darauf hin, dass es möglicherweise eine spezielle Version für den Amiga 1000 gab. Diese wurde jedoch meines Wissens nie veröffentlicht. Laut Werbung soll die Version für den Amiga 500, wie auf amiga.resource.cx angegeben, auch mit dem Amiga 1000 kompatibel sein.

Action Replay für den Amiga 1200

Für den Amiga 1200 soll es nur einige Prototypen des Action Replay gegeben haben, das in der Trapdoor-Schnittstelle eingesetzt wurde. Wie bei der Version für den Amiga 2000 führte ein Kabel nach außen, an dem die Steuerung des Moduls angeschlossen war. Es ist davon auszugehen, dass die Amiga 1200-Version ohnehin nicht sehr erfolgreich gewesen wäre, da sie die Möglichkeit ausschloss, Turbokarten in den Amiga einzubauen.

Action Replay Clone

Offensichtlich gab es, wie bei anderen Systemen auch, geklonte Action Replays für den Amiga. Bei dem im folgenden Bild gezeigten Power Replay handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Klon. Weder auf dem Gehäuse noch auf der Platine ist der Name des Herstellers zu finden, was den Verdacht erhärtet, dass es sich um einen Nachbau handelt. Auf dem eingebauten EPROM befindet sich die erste Version der Action Replay Software.

Cracks und Extra Software

Wenn eine Software nützlich und erfolgreich ist, dauert es oft nicht lange, bis Raubkopien und Cracks im Umlauf sind. So war es auch mit der Software in den ROMs des Action Replay. So ist es nicht verwunderlich, dass Dumps und Cracks dieser Software im Internet zu finden sind. Auch Pokes, also Adressen zur Manipulation des Spielspeichers, sind weit verbreitet.


Dies war ein kleiner Einblick in die Produktreihe Action Replay. Ein Produkt, das für seine Zeit eine beeindruckende Funktionsvielfalt auf einfache und benutzerfreundliche Weise bot.