Mit entsprechender Hard- und Software kann der C64 auch Internet-Dienste nutzen oder sogar als Web-Server eingesetzt werden. Dazu ist neben einer Netzwerkschnittstelle nur ein kleines Programm erforderlich, das sich auf einer der Contiki-Disketten befindet. Der Server ist zwar, wie man sich vorstellen kann, recht simpel und kann mit PHP nichts anfangen, aber eine einfache Webseite kann trotzdem problemlos ins Netz gestellt werden.
Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Arbeite an der Hardware des C64 nur im spannungslosen Zustand. Module nur bei ausgeschaltetem C64 einstecken.
- Der Webserver bietet keine Verschlüsselung. Auf Sicherheitsmechanismen im Netzwerk wird in diesem Tutorial nicht eingegangen.
- Achte darauf, dass das RR-Net MK3 Modul nicht verkehrt herum in den Modulsteckplatz gesteckt wird.
- Vermeide statische Aufladung durch Berühren eines geerdeten Gegenstandes, wie z.B. eines Heizkörpers.
- Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden, die direkt oder indirekt durch dieses Handbuch entstehen.
Die Hardware
Neben dem C64 wird eine Netzwerkkarte benötigt. In diesem Tutorial wird ein RR-Net MK3 Modul verwendet. Dies ist ein eigenständiges Modul, das im Gegensatz zu seinen Vorgängern keine Trägerkarte benötigt. Für andere RR-Net-kompatible Geräte sollte der hier beschriebene Weg ebenfalls funktionieren, bzw. es sollte mit jeder RR-Net-, TFE- oder ETH64-kompatiblen C64-Netzwerkhardware eine Internetverbindung aufgebaut werden können.
Der Router
Jeder normale Router sollte für die Verwendung des Netzwerkmoduls geeignet sein. In diesem Handbuch wird jedoch davon ausgegangen, dass der Router als DHCP-Server konfiguriert ist, was ab Werk der Fall sein sollte.
Die Software
Als Software ist Contiki sehr gut geeignet. Das Paket enthält viele Programme, darunter auch das, was wir brauchen, um einen Webserver online zu stellen. Wir benötigen nur die dritte Diskette von Contiki, die hier zu finden ist: github.com/oliverschmidt/contiki.
Der Verbindungsaufbau
Zuerst muss natürlich die Netzwerkhardware, in meinem Fall ein RR-Net MK3, an den C64 angeschlossen und mit dem Router verbunden werden. Dann laden wir das Programm "ETHCONFIG" von der Contiki-Diskette. Danach werden wir gefragt, welche Netzwerkhardware verwendet wird. Im Falle des RR-Net MK3 Moduls ist dies Punkt 1, RR-Net.
Die Auswahl wird gespeichert und muss beim nächsten Mal nicht wiederholt werden. Als nächstes laden wir das Programm "IPCONFIG", das sich ebenfalls auf der Contiki-Diskette befindet. Wenn das Programm geladen ist, drücke die Taste F5 oder F7 bis das Feld "Request IP address" markiert ist und bestätige die Auswahl mit "Enter". Wenn alles funktioniert hat, sollten die Netzwerkinformationen direkt vom Router übertragen werden. Dies kann einige Sekunden dauern.
Danach drücken wir die Taste F5 oder F7 bis das Feld "Save & close" markiert ist und bestätigen wieder mit "Enter". Damit sind die Einstellungen gespeichert.
Den Server starten
Jetzt ist es endlich soweit. Der Webserver kann geladen werden. Das entsprechende Programm auf der dritten Contiki-Diskette heißt "WEBSERVER". Es sollte eine Meldung erscheinen, dass der Server betriebsbereit ist.
Auf einem anderen Computer im gleichen Netzwerk geben wir nun die IP-Adresse, die uns das DHCP-Programm zuvor angezeigt hat, in den Browser ein. Wenn alles funktioniert hat, sollte eine einfache Seite angezeigt werden.
Eine Webseite erstellen
Die Test-Webseite auf unserem C64-Server ist sehr einfach aufgebaut und dient nur zum Testen des Servers. Natürlich kann man auch eine eigene Seite erstellen. Dazu muss die Datei "index.htm" auf der Contiki-Diskette editiert werden, denn dort ist die Webseite gespeichert, die uns im Browser angezeigt wird. Am einfachsten geht das mit einem Disketteneditor wie DirMaster. Wir öffnen nun die dritte Contiki-Diskette mit DirMaster und ziehen die Datei "index.htm" auf den Desktop.
Die Datei kann nun mit einem beliebigen Texteditor bearbeitet und anschließend wieder auf die Contiki-Diskette kopiert werden. Die Grundlagen für die Erstellung einer einfachen Seite sind z.B. hier zu finden: wikihow.com.
Die bearbeitete Contiki-Diskette muss gespeichert werden, damit die Änderungen übernommen werden.
Der Zugriff von außen
Der Webserver ist derzeit nur im lokalen Netzwerk erreichbar. Damit der Server von außen erreichbar ist, muss der Router entsprechend konfiguriert werden. Der Router muss Anfragen von außen direkt an die Adresse des C64 weiterleiten. Wie dies im Konfigurationsmenü des jeweiligen Routers aussieht, ist je nach Hersteller und Firmware unterschiedlich. Die benötigte Funktion heißt "Port Forwarding" und der weiterzuleitende Port ist 80 (HTTP).
Wie man diese Funktion einrichtet, kann man unter anderem hier nachlesen: praxistipps.chip.de.
Danach sollte der C64 von jedem Computer im Internet aus erreichbar sein. Allerdings muss der Besucher die IP-Adresse des Internetanschlusses (nicht die des C64) kennen. Die eigene IP-Adresse, unter der man von außen erreichbar ist, kann man leicht über die Website myip.is herausfinden.
Da sich diese IP-Adresse bei jedem Neustart des Routers ändert, gibt es Dienste wie noip.com, die kostenlos einen dynamischen DNS anbieten. Die registrierte Adresse, z.B. c64server.dns.net, bleibt immer gleich, auch wenn sich die IP-Adresse des eigenen Anschlusses geändert hat. Damit der Provider weiß, wann sich die IP-Adresse ändert, muss die entsprechende Information im Router hinterlegt sein. Auch dies ist von Router zu Router unterschiedlich.
Danach sollte der C64 unter der gewählten Domain von überall im Netz erreichbar sein.