Tutorial: 1 MB Chip-Ram für den Amiga 500 rev.5

Die ersten Amiga 500 Versionen waren mit 512 KB Arbeitsspeicher ausgestattet, genauer gesagt mit 512 KB Chip-RAM. Der Chip-RAM wird nicht nur für Programme verwendet, sondern auch für Videodaten. Eine Speichererweiterung mit mindestens 512 KB, war ein Muss, denn viele Programme und Spiele setzten 1 MB oder sogar mehr voraus. In dieser Anleitung geht es darum, wie man die Trapdoor-Speichererweiterung als Chip-RAM einbindet.

Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Achte auf Kurzschlüsse beim Löten. Ein Kurzschluss kann den Amiga beschädigen.
- Arbeite an der Hardware nur mit ausgeschalteten Rechner.
- Achte auf die Ausrichtung der ICs. Falsch eingesetzte ICs könnten beschädigt werden.
- Vermeide statische Ladungen durch das Berühren eines geerdeten Objektes, wie beispielsweise einen Heizkörper. Oder verwende ein antistatisches Armband.
- Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden, die direkt oder indirekt durch diese Anleitung entstanden sind.

Die Chip-RAM Problematik

Zumindest bei den Amiga 500 Versionen mit einem Mainboard in der Revision 5, also mit OCS-Chipsatz konnte zwar zusätzlicher Arbeitsspeicher über die Trapdoor-Schnittstelle eingebunden werden, allerdings wurde dieser nicht als Chip-RAM, sondern als Slow-RAM, auch Bogo-RAM genannt, erkannt. Dies hatte den Nachteil, dass der Chip-RAM mit Video-Daten und Sonstiges gefüllt wurde, aber der Speicher der Speichererweiterung kaum verwendet wurde. Des Weiteren kommt hinzu, dass einige (wenige) Programme 1 MB Chip-RAM voraussetzen, unabhängig davon, wie viel Slow-RAM vorhanden ist.

Die Lösung

Damit der Amiga 500 (rev.5) den zusätzlichen Speicher als Chip-RAM einbindet, muss einiges am Board modifiziert werden. Allerdings sind alle Schritte non-Destruktiv. Alle Änderungen können jederzeit rückgängig gemacht werden.

Eine Limitierung gibt es dennoch. Mit den weiter unten gezeigten Schritten können lediglich 512 KB zum Chip-RAM hinzugefügt werden. Für noch mehr Chip-RAM wären andere Schritte nötig, die hier nicht behandelt werden.

Schritt 1: Fat Agnus ersetzen

Damit der Amiga die 1 MB Chip-RAM verwalten kann, wird ein Fat Agnus 8372 vorausgesetzt. Üblicherweise ist im Amiga 500 rev.5 ein Fat Agnus 8371 verbaut, welcher mit maximal 512 KB Chip-RAM umgehen kann. Der Fat Agnus 8371 Chip muss mit dem entsprechenden Werkzeug aus dem Sockel gezogen werden.


Der neue Fat Agnus sollte aber noch nicht in den Sockel gesteckt werden. Siehe zuerst den folgenden Schritt.

Schritt 2: Fat Agnus Pin 41 isolieren

Der Fat Agnus Chip findet in einem PLCC-Sockel Platz. Das macht es etwas schwieriger, einen einzelnen Pin zu isolieren. Doch genau dies müssen wir in diesem Schritt machen. Der Pin, der keinen Kontakt zum Sockel haben darf, ist Pin 41.


Ein sehr kleiner (ca. 1mm breiter) Isolierband-Streifen, der über den Kontakt geklebt wird, reicht vollkommen. Dieser sollte natürlich nicht verrutschen, wenn der Chip in den Sockel gedrückt wird.


Achte auf die Ausrichtung des Agnus-Chips wenn dieser in den Sockel gesteckt wird!

Schritt 3: Jumper JP3

Im nächsten Schritt wird eine Leiterbahn des Jumpers JP3 durchtrennt. Es handelt sich um die Leiterbahn zwischen Pin 2 und 3.


Anschließend muss Pin 1 und 2 verbunden werden.


Schritt 4: EXRAM Signal trennen

Im letzten Schritt muss noch eine Verbindung unterbrochen werden. Da wir keine Leiterbahnen auf dem Mainboard beschädigen wollen, suchen wir nach dem entsprechenden Jumper auf der Erweiterungskarte und entfernen diesen.


Sollte ein Jumper ohne Bezeichnung vorhanden sein, dann folgen wir der Leiterbahn. Wenn diese zu Pin 32 der Trapdoor-Schnittstelle führt, wissen wir, dass es sich um das EXRAM-Signal handelt. Durch Entfernen dieses Jumpers wird die Verbindung unterbrochen.

Wenn kein EXRAM Jumper vorhanden ist

In diesem Fall müssen wir auf eine andere Lösung ausweichen. Das EXRAM Signal wird zum Gary-Chip geführt. Dort biegen wir das entsprechende Beinchen nach außen. Es handelt sich um Pin 32.


Wer den Pin (verständlicherweise) nicht biegen möchte, kann einen Sockel dazwischen stecken und dessen Beinchen abschneiden.

Der Funktionstest

Ob wir erfolgreich waren oder nicht, sehen wir, wenn wir von einer Workbench-Diskette booten. Der Shell-Befehl AVAIL zeigt die aktuelle Speicher-Konfiguration an.