Game Review - Little Computer People (C64)

Ob Little Computer People überhaupt ein Spiel ist, wurde sogar in den damaligen bekannten Computerzeitschriften diskutiert. Hierzu kann jeder seiner Meinung freien Lauf lassen. Zumindest in diesem Review wird es als Spiel bezeichnet. LCP ist für damalige Zeiten ein sehr innovatives Spiel, dessen Ziel es ist, die Gewohnheiten eines im Computer lebenden Männchens zu erforschen.

Little Computer People
Genre: Simulation
Jahr: 1985
Publisher: ​​Activision
Datenträger: Floppy und Tape


Wie im echten Leben braucht unser Forschungsobjekt verschiedene Dinge, wie z.B. Essen, Trinken, Unterhaltung und einiges mehr. Sogar ein Haustier leistet ihm Gesellschaft. Zwar kümmert sich unser Bewohner selbst um seine Bedürfnisse, aber als Forscher kann man ihm unter die Arme greifen. So sollte man sich mit ihm unterhalten und dafür sorgen, dass er immer genug zu Essen und Trinken hat. Mit dem Bewohner kommunizieren wir mittels Tastatureingabe oder Tastaturkürzel. Ein Beispiel: Möchte man, dass der Bewohner seinen Hund füttert, so lautet der Befehl "feed the dog". Auch in den Anleitungen des Spieles wird empfohlen, immer freundlich zu bleiben. So soll ein "please" vor der Eingabe des Befehles ihn dazu motivieren, die Handlung auszuführen. Ist unser Bewohner nicht zufrieden, so zeigt er dies mit seinem Gesichtsausdruck. Es gibt vier davon:

:-) Der Bewohner ist glücklich
:-| Der Bewohner ist zwar nicht unglücklich, er könnte aber mehr Aufmerksamkeit gebrauchen.
:-( Der Bewohner ist unzufrieden, er braucht dringend Unterhaltung oder vielleicht auch Nahrung.

Und zuletzt gibt es das grüne Gesicht, das signalisiert, dass er krank ist. Dies kann passieren, wenn er lange nichts mehr zu essen und trinken bekommen hat.


Man könnte schon fast sagen, LCP ist ein Vorgänger von Sims, in dem genauso geachtet werden muss, dass sich die Spielfigur wohl fühlt. Und genau wie bei Sims hat auch hier der Bewohner eine eigene Persönlichkeit. So enthält jede Diskette einen einzigartigen Bewohner, der sich auch nach einem Neustart des Spiels niemals ändern wird. Jede originale Diskette ist mit einer Nummer gekennzeichnet, die den Bewohner bzw. dessen Eigenschaften bestimmt. So gibt es jüngere und ältere Bewohner, die verschiedene Gewohnheiten zeigen. Jüngere Bewohner verbringen viel Zeit am Computer, ältere hingegen lesen viel die Zeitung. Was sich nie ändert, ist das Haus bzw. dessen Möbel.

Das Haus

Das Haus besteht aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, Büro, Küche und Flur. Faszinierend sind die kleinen Details und wie unser Bewohner mit vielen Gegenständen im Haus interagiert. Ganz oben im Wohnzimmer stehen ein Fernsehapparat und ein Plattenspieler. Hier hält sich der Bewohner gerne auf. Im Schlafzimmer hält er sich nicht allzu oft auf. Höchstens um Gymnastik zu machen. Im Bett liegt er eigentlich nur, wenn er krank ist. Das Bad besucht er natürlich regelmäßig. Das Spülen der Toilette ist sogar hörbar. Allerdings habe ich meinen LCP nie beim Duschen erwischt. In der Küche kocht, isst, trinkt und spielt er gerne Kartenspiele. Sein Essen und das seines Hundes staut er ordentlich in die dafür vorgesehenen Regale. Manchmal verschwindet der Bewohner hinter einer Tür. Was er darin macht, ist nicht ersichtlich. Allerdings wird meistens in diesem Zeitpunkt ein neuer Speicherpunkt automatisch erstellt.

Einzug ins Haus

Aber nun von ganz vorne. Wenn das Spiel gestartet wird, erscheint eine Eingabeaufforderung, wo man zuerst den Namen eingeben muss, dann wird nach Datum und Uhrzeit gefragt. Unter diesen Angaben wird angezeigt, wie oft das Spiel schon gestartet wurde. Denn das Spiel speichert automatisch in unregelmäßigen Abständen den Spielstand, zumindest bei der Diskettenversion.


Wurden alle Fragen beantwortet, startet das Spiel. Man wird feststellen, dass sich im Haus keine Bewohner aufhalten. Nach kurzer Zeit öffnet sich die Haustür und unser neuer Bewohner zieht ins Haus. Als erstes macht er einen Rundgang durch das Haus. In dieser Zeit kann man ihm keine Befehle erteilen. Nach ein paar Minuten zieht auch sein Hund ein, jetzt nimmt der Bewohner Befehle entgegen.

Die Befehle

Zwar versteht er sehr viele Worte (nur Englisch) aber es ist recht schwer, neue Befehle herauszufinden, die er nicht ignoriert. Hier eine kleine Liste der Befehle die er akzeptiert, diese werden teilweise auch in den originalen Anleitungen des Spiels erläutert:

please play music
please play a game
please dance
please use the computer
please type me a letter
please make a fire
please play piano
please play a different song (falls er gerade Klavier spielt)
please drink water
please play with computer
please brush your teeths
please feed your dog





Die Befehle werden ganz einfach mit der Tastatur eingegeben und mit der Enter-Taste bestätigt. Ist der Befehl gültig bzw. wird er von unserem Bewohner verstanden, so führt er diesen aus. Befehle können wie vorher schon erläutert auch mit Tastaturkürzel erteilt werden, z.B. mit den folgenden:

ctrl - D = Hundefutter wird ins Haus gebracht
ctrl - R = Der LCP bekommt eine Schallplatte
ctrl - W = Der Wasserbehälter wird aufgefüllt
ctrl - C = Das Telefon läutet
ctrl - B = Der LCP bekommt ein Buch
ctrl - F = Der LCP bekommt Nahrung
ctrl - P = Der LCP setzt sich in seinem Sessel und wird gestreichelt
ctrl - A = Der Wecker läutet


Es ist ziemlich schwer, neue Befehle zu finden, die der Bewohner auch versteht. Auch gibt es kaum Dokumentation im Internet über die möglichen Befehle. Außer natürlich die, die bereits in den Anleitungen aufgeführt sind. Zwei Befehle, die ich entdeckt habe, sind "Commodore" und "See the moon". Bei der Eingabe von "Commodore" begibt er sich zu seinem Computer und schaltet ihn ein. Was sonst :) Und unverständlicherweise schaltet der LCP bei dem Befehl "See the moon" seinen Plattenspieler ein und tanzt.

Wer das Spiel mit einem C64-Emulator wie VICE testet, der sollte bedenken, dass die Tabulatortaste und nicht die CTRL-Taste gedrückt werden muss, um den Befehl auszuführen. Manche der aufgelisteten Befehle machen den Bewohner glücklich, andere zeigen keine Auswirkungen. So fällt auf, dass unser Bewohner es liebt, gestreichelt zu werden oder im Kartenspiel zu gewinnen. Ein fröhlicher Gesichtsausdruck bestätigt dies. Viele Dinge erledigt der Bewohner selbständig, sie erfordern keine Befehlseingabe.

Die Spiele

Hin und wieder fordert uns der LCP auf, ein Kartenspiel mit ihm zu spielen. Zur Auswahl stehen Poker, Anagrams, Card War. Amüsant ist, dass er von innen an der Glasscheibe des Monitors (oder früher am Fernsehapparat) klopft, wenn man sich nicht schnell genug für ein Kartenspiel entscheidet.

Das Haustier

Bei meiner Version von Little Computer People besaß der Bewohner immer einen Hund als Haustier. Dessen Laune kann (zumindest laut meiner Erfahrung) nicht beeinflusst werden. So wie bei den Bewohner gibt es auch verschiedene Hunde, allerdings unterscheiden sie sich nur in der Farbe. Der Hund kann nicht mit Befehlen herumkommandiert werden, er läuft meistens selbstständig durch das Haus und legt immer wieder ein Nickerchen ein. Wenn man ihn füttert, begibt er sich in die Küche und frisst das Futter auf.

LCP Tools

Da Little Computer People sehr beliebt war, wurden sogar einige Tools erstellt, die es erlauben, das Spiel zu manipulieren. Einige davon werden hier aufgelistet:

LCP Creator - Erstellt einen neuen Bewohner. Das Spiel beginnt von vorne. Der Name des Forschers kann dadurch neu eingegeben werden.

LCP Editor - Erstellt einen neuen Bewohner. Allerdings kann man hier zwischen tausend verschiedenen Varianten wählen.

LCP Evictor - Löscht den Forschungsstand, verändert den Bewohner aber nicht.

LCP Hotel - Exportiert den Bewohner auf eine andere Diskette. Auch das Importieren eines Bewohners ist damit möglich. Eine aktualisierte Version von LCP Hotel (Version 1.1) ist ebenfalls erhältlich.

Diese Tools sind zusammen mit dem Spiel erhältlich bei c64games.de.


Namen des Forschers ändern

Beim ersten Start von Little Computer People werden wir aufgefordert, unseren Namen bzw. den Namen des Forschers anzugeben. Dieser kann auch im laufenden Spiel geändert werden, mit dem Befehl "logon please". Darauf holt er sich aus seinem Regal eine Software, die er in seinen Computer eingibt. Daraufhin fragt er uns, welches Programm wir laden wollen. Zur Auswahl steht leider nur das eine, mit dem man den Forscher-Name ändern kann.