Tutorial: Virtuelle Laufwerke unter AmigaOS erstellen

Seit es das Gotek-Laufwerk gibt, können ADF-Images ohne Mühe gemountet und gelesen werden. Ist man nicht im Besitz eines Gotek-Laufwerkes, dann ist der Zugriff auf die Disketten-Images ohne Weiteres nicht möglich. Natürlich können ADF-Images unter Windows entpackt werden, aber es wäre praktischer, wenn ohne Umwege direkt unter AmigaOS darauf zugegriffen werden könnte. Das ist möglich, indem ADF-Images unter AmigaOS als virtuelles Laufwerk eingebunden werden.


Bevor es losgeht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Erstelle ein Backup der Daten auf der Amiga-Festplatte.
- Es wird eine Änderung an der Startup-Sequence vorgenommen. Ein falscher Eintrag kann dazu führen, dass AmigaOS nicht mehr startet.
- Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden, die direkt oder indirekt durch diese Anleitung entstanden sind.

Vor- und Nachteile

Das Ganze hat natürlich nicht nur Vorteile und könnte eher als Notlösung gedacht sein. Wer des Öfteren ADF-Dateien verwendet, sollte auf eine Hardware-Lösung ausweichen.

Vorteile:
- ADF-Images werden in wenigen Sekunden eingebunden
- Es können bis zu vier Laufwerke erstellt werden

Nachteile:
- Eine Festplatte/CF-Karte wird benötigt
- Von den virtuellen Laufwerken kann nicht gebootet werden
- NoDOS-Images können zwar eingebunden aber nicht gelesen werden

Die Systemvoraussetzungen

Diese Anleitung ist in zwei Teile aufgeteilt: Für den etwas schwächeren und für den mit 020+ Prozessor ausgestatteten Amiga. Die Minimal-Konfigurationen sehen wie folgt aus:
Amiga mit CPU 68000, 1 MB Ram, AmigaOS 2.X, Festplatte/CF
Amiga mit CPU 68020, 2 MB Ram, AmigaOS 3.X, Festplatte/CF

Für Amiga mit 68000 CPU und AmigaOS 2.X

In diesem Abschnitt wird davon ausgegangen, dass auf der Amiga-Festplatte bereits AmigaOS 2.0 oder neuer installiert wurde. Anschließend benötigen wir einige Dateien, die von Aminet.net heruntergeladen werden müssen. Wie diese auf den Amiga übertragen werden, ist nicht Teil dieser Anleitung. Hierzu gibt es bereits zahlreiche Lösungen.

Folgende Programme bzw. Dateien müssen auf den Amiga übertragen werden:
- fmsdisk
- adf2fms
- reqtools.library

Die heruntergeladenen Archive müssen entpackt und einige der darin enthaltenen Dateien wie folgt installiert werden.

fmsdisk.device -> DEVS
reqtools.library -> LIBS
adf2fms -> Beliebigen Ordner


Die Mountlist im Ordner FmsDisk/DEVS muss zur bestehenden Mountlist von AmigaOS hinzugefügt werden. Das kann mit einem beliebigen Editor erledigt werden oder in der Shell mit folgenden Befehl:

Type >> Devs:Mountlist [Laufwerk]:FmsDisk/Devs/Mountlist

Der Pfad zu FmsDisk muss natürlich an das eigene System angepasst werden. Die Mountlist sollte danach so wie im folgenden Bild aussehen.

Jetzt werden mit einem beliebigen Text-Editor nur noch einige Befehle in der Startup-Sequence (s:startup-sequence) eingegeben, damit wir diese nicht nach jedem Neustart von AmigaOS eingeben müssen. Die folgenden Befehle sollten vor "LoadWB" eingegeben werden. Achte auf die korrekte Schreibweise. Ein Fehler kann den Bootvorgang von AmigaOS unterbrechen.

if not exists sys:fmsdisk
    makedir sys:fmsdisk
endif
assign FMS: sys:fmsdisk
mount FF0:

Ist dies erledigt, starten wir den Amiga neu. Die Workbench sollte ganz normal geladen werden. Das virtuelle Laufwerk ist aber noch nicht sichtbar, da es nicht formatiert wurde. Das müssen wir auch nicht, denn jetzt binden wir eine ADF-Datei ein, somit wird dessen Format übernommen. Starte adf2fms mit einem Doppelklick und wähle "FFx Unit".

Anschließend wähle FF0.

Im Requester suchen wir nun eine beliebige ADF-Datei und mounten diese mit einem Klick auf OK.

Das ADF-Image wird nun gemountet. Das dauert einige Sekunden. Eine Meldung sollte das korrekte Einbinden des Images bestätigen. Danach ist das virtuelle Laufwerk verwendbar.


Virtuelles Laufwerk formatieren (Optional)

Wer kein ADF-Image einbinden möchte, sondern nur das Laufwerk als solches verwenden will, muss dieses zuerst formatieren. Das geschieht mit dem folgenden Shell-Befehl.

format DRIVE ff0: NAME FF0 QUICK

Für Amiga mit 68020 CPU und AmigaOS 3.X

Für AmigaOS 3.X Systeme ist die Verwendung wesentlich einfacher. Hier genügt es, das Programm GoADF zu installieren. Laut Entwickler soll das Tool auch unter AmigaOS 2.X funktionieren. Meine Tests schlugen allerdings fehl, deshalb wird an dieser Stelle die Verwendung von AmigaOS 3.X empfohlen.

In diesem Abschnitt wird davon ausgegangen, dass auf der Amiga-Festplatte bereits AmigaOS 3 oder neuer installiert wurde. GoADF beinhaltet bereits die reqtools.library die wir benötigen. Diese muss lediglich vom Ordner GoADF/Libs in den Ordner SYS:LIBS von AmigaOS kopiert werden.

Danach sollte sich GoADF mit einem Doppelklick starten lassen.

Hier wählen wir den Ordner, in dem sich die ADF-Datei befindet, die eingebunden werden soll.

Die gefundene Datei muss eingelesen werden (Read ADF info), sonst lässt sich diese nicht mounten.

Und zuletzt klicken wir auf "Mount".

Das virtuelle Laufwerk sollte in wenigen Sekunden bereit sein.